Dem Zürcher Opernpublikum wird in dieser Spielzeit etwas gar viel Mozart aufgetischt, nach „Finta semplice“ und „Zauberflöte“ folgt die Neuinszenierung der „Nozze di Figaro“, Die Neuinszenierung bietet kaum neue Erkenntnisse. Bis 22.6.07
Premiere: 11. März 2007
Opera buffa in vier Akten
Musik: Wolfgang Amadeus Mozart
Libretto : Lorenzo da Ponte
Uraufführung: 1. Mai 1786, Burgtheater Wien
Aufführungen in Zürich vom 11.3.- 22.6.2007
Kritik: (SK) Dem Zürcher Opernpublikum wird in dieser Spielzeit etwas gar viel Mozart aufgetischt, nach „Finta semplice“ und „Zauberflöte“ folgte gestern die Neu-inszenierung der „Nozze di Figaro“, und dies nachdem die Flimm-Inszenierung kaum 10 Jahre zurückliegt und relativ wenig gespielt wurde. Eine Neuinszenierung dieses beliebten Werkes hätte sich also nur aufgedrängt, wenn diese eine völlig neue Sichtweise auf das Werk eröffnet oder mit einer ganz aussergewöhnlichen Besetzung aufgewartet hätte. Weder das eine noch das andere war der Fall. Das begeisterte Premierenpublikum durfte zwar eine solide, streckenweise rasante und humorvolle Aufführung beklatschen, es gab viele amüsante und anzügliche Details zu sehen, doch neue Erkenntnisse stellten sich kaum ein. Der Generalmusikdirektor Franz Welser-Möst dirigierte das gut disponierte Orchester schmissig und laut durch die ohne Striche gegebene Aufführung, Überraschungen bezüglich Tempi oder Akzenten, wie bei Harnoncourts Zauberflöte vor drei Wochen gehört, blieben aus. Sven-Eric Bechtolf bescherte uns eine beschwingte, schwankhafte Inszenierung im etwas gar einfach gehaltenen Einheitsbühnenbild von Rolf Glittenberg, das einen grosszügigen, mit mediterranem Licht durchleuchteten Innenraum eines spanischen Palacio darstellt, wenige Kartons, Stühle und Garderobenständer und im letzten Akt Karussellpferde dienen als Verstecke für die turbulente Handlung. Die Kostüme zeigen uns kein Rokoko, sondern das Spanien der Dreissigerjahre des 20.Jahrhunderts. Alles Politische, das durchaus in dieser Oper und der Quelle von Beaumarchais vorhanden ist, wurde ausgeblendet.
Keine Spur vom aufkommenden Faschismus und den Veränderungen, die der Welt in dieser Zeit bevorstanden. Statt dessen konzentrierte sich das Inszenierungsteam ganz auf die zwischenmenschlichen Beziehungen, die empfundenen und verletzten Gefühle, den Kampf zwischen den Geschlechtern. Standesunterschiede sind verschwunden, Figaro und Graf sind beide sehr chic angezogen, die Gräfin und Susanna kichern und tuscheln wie beste Freundinnen miteinander. Dieses Spiel wird sehr gekonnt dargeboten, der Regisseur verlangt von seinen DarstellerInnen einiges ab. Das reicht von den unzähligen Zaubertricks des Grafen, der von seinen Untertanen einen Zauberkasten geschenkt kriegt und anschliessend wie ein kleines Kind ständig damit spielt, bis zu den akrobatischen Einlagen der Barbarina (auch gesanglich ein grosses Versprechen für die Zukunft – Eva Liebau).
Intendant Pereira hat es geschafft, in den letzten Jahren ein sehr homogenes Mozartensemble zusammenzustellen, nun kann man die Erfolge sehen und hören. Allen voran Martina Janková als quicklebendige Susanna. Ihre Stimme perlt glockenrein und dominiert die Ensembles aufs Wunderbarste. Ihr Verlobter wird vom einzigen Gast gesungen, Erwin Schrott, der bereits hoch gehandelte Star aus Uruguay, präsentierte einen machohaft agierenden und kraftvoll singenden Figaro. Michael Volles Zauberkünste wurden bereits erwähnt, doch auch stimmlich konnte er auftrumpfen. Gleiches lässt sich von Malin Hartelius als Gräfin leider nicht sagen. Wie schon als Donna Elvira im „Don Giovanni“ scheint ihre Stimme für diese Partien zu klein zu sein. Sie verfügt über eine schöne warme Mittellage, neigt in der Höhe jedoch zu unschönen Vibrati und manchmal gaumigen Tönen.
Dank der strichlosen Aufführung kam das Publikum auch in den Genuss der heiklen Arie der Marcellina „Il capro e la capretta“, die Irene Friedli vorzüglich gelang. Der jedem Rock nachspringende Cherubino war bei Judith Schmid bestens aufgehoben.
Selbst Basilio (Martin Zysset) konnte sich seinem (ihrem…) Charme nicht entziehen.
Carlos Chausson, der Figaro der letzten Inszenierung, durfte nun zu seinem Vater Bartolo werden und eine grossartige Rachearie darbieten.
Am Schluss setzten sich alle Beteiligten alleine oder mit dem (wieder)gefundenen Partner auf die Pferdchen, auf dass sich das Karussell der Liebe weiter drehe…
Fazit: Ein unterhaltsamer, gefälliger Opernabend, homogenes Ensemble, aber mit Eintrittspreisen in Stufe VI zu teuer.
Synopsis: „Figaros Hochzeit“ ist die Fortsetzung des „Barbiers von Sevilla“.
Die Handlung spielt an einem einzigen Tag.
Graf Almaviva ist mit Rosina verheiratet, aber seine Gefühle für die Gräfin sind erkaltet. Er stellt der Zofe Susanna nach, die sich jedoch mitten in den Hochzeitsvorbereitungen mit Figaro, Almavivas Kammerdiener, befindet. Zwar hat der Graf auf das adlige „Recht auf die erste Nacht“ verzichtet, nimmt sein Versprechen jedoch nicht sehr ernst. Figaro seinerseits hat die Ehe Marcellina versprochen. Nach einigen turbulenten Szenen, die geprägt sind vom ständigen Auftauchen des jungen Heisssporns Cherubino, von Eifersucht, Rache, Verwechslungen, Intrigen und Lust, stellt sich heraus, dass Marcellina Figaros Mutter ist, Bartolo sein Vater und weder Susanna noch die Gräfin untreu waren.
Auf Knien muss der Graf seine Gräfin um Verzeihung bitten. Doch ist die Welt nun wieder in Ordnung, sind die Wunden verheilt?
Musikalische Höhepunkte: Viele bekannte und wunderschöne Arien und Ensembleszenen, so die beiden Arien der Gräfin „Porgi amor“ und „Dove sono i bei momenti“, Cherubinos „Non so più“ und „Voi che sapete“, Susannas „Deh vieni, non tardar“ im vierten Akt, Figaros „Aprite un po? quel?occhi“...
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