Samstag, 10. Oktober 2009

Berlin, Staatsoper: SALOME, 9.10.2009



Dreissig Jahre hat die Inszenierung von Harry Kupfer unterdessen auf dem Buckel und wirkt frisch wie am ersten Tag. Das ist sowohl das Verdienst einer sorgfältigen Repertoirepflege als auch der klugen, zeitlosen Konzeption Kupfers.
Diese 98. Vorstellung wurde von Philippe Jordan dirigiert - und wie: Strauss´ farbenreiche Partitur hat man noch selten so mitreissend und mit dermassen atemloser Spannung erfüllt gehört. Die Orientalismen und typisch Strauss´schen Klangmassierungen verwoben sich zu einem facettenreichen brillanten Ganzen, an welchem die Staatskapelle ihren wohl verdienten Anteil hatte. Als wollüstige Prinzessin Salome begeisterte Evelyn Herlitzius mit dramatisch subtiler Gestaltung und phänomenaler Stimmkraft. Dass ihr metallischer Sopran in der Höhe leicht eingeengt wirkte, verzieh man ihr angesichts der grossartigen Rollengestaltung (inklusive eines absolut phänomenalen Schleiertanzes) gerne. Reiner Goldberg, der am 17. Oktober seinen 70. Geburtstag feiern wird, ist geradezu eine Idealbesetzung des Herodes. Sowohl Darstellung (das parkinsonsche Zittern, die abergläubische Angst, aber auch die unglaubliche Brutalität und Altersgeilheit der Figur) als auch der Gesang waren von atemberaubender Intensität. Hut ab vor einer solchen Leistung. Er gehört zu der Riege von intelligenten Sängern, welche den Fachwechsel rechtzeitig geschafft haben, vom einstmals gefeierten Heldentenor zum gereiften Charaktertenor. Daneben hatte seine Gemahlin Herodias einen schweren. Daniela Denschlag sang wohl sehr klangschön, doch hat die Stimme noch zu wenig Substanz und Charakter für die Rolle. Mark Doss war der Jochanaan. Wunderbar warm strömten seine Kantilenen wenn er auf der Bühne stand; leider war die Tontechnik nicht ganz sauber eingestellt, wenn seine Stimme aus der Zisterne erklang. Da ertönte seine angenehm weiche, saubere Stimme zu leise und brüchig. Aber das lag bestimmt nicht an ihm. Stephan Rügamer wusste als Narraboth zu gefallen.
Fazit: Meisterhaftes Dirigat - zu Recht umjubelter Abend.
Für oper-aktuell: Kaspar Sannemann, 10.Oktober 2009

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