Dienstag, 2. Juni 2009

Berlin, TANNHÄUSER, 31.5.09



Copyright der Bilder: DeutscheOperBerlin 2008 Matthias Horn
Viel wurde über die Inszenierung von Hausherrin Kirsten Harms gelästert. Mir hat sie sehr gefallen. Die ausgeklügelte Lichtregie, die nachvollziehbare Symbolik, die Choreographie. Das Orchester der Deutschen Oper hatte einen Glanzabend. Dirigent Philippe Auguin wählte genau die richtigen Tempi, so dass die Sänger nicht überfordert waren, die Zuschauer nicht einschliefen... Eigentlich bin ich ja ein Anhänger der so genannten Pariser Fassung, doch die hier gespielte Dresdner überzeugt ebenfalls.
Die in Berlin so ungeliebte Nadja Michael übernahm beide Rollen: Elisabeth und Venus. Das macht in dieser Inszenierung Sinn und Frau Michael war überwältigend in beiden Rollen. Angesichts dieser grossartigen Gesamtleistung konnte man auch ein oder zwei herausgeschrieene Spitzentöne wegstecken. Ihr Lispeln allerdings sollte sie nun schleunigst mal angehen. Das verscherzt ihr viele Sympathien. Die anspruchsvolle Titelrolle meisterte Scott MacAllister grandios. Mit hellem, leicht ansprechenden Heldentenor gestaltete er einen intensiven, gespaltenen Minnesänger, der in erster Linie MANN ist, der mit zwei Seelen in seiner Brust kämpft. Als Wofram sprang kurzfristig Dietrich Henschel ein. Der fabelhafte Liedsänger ist für diese Rolle geradezu prädestiniert. Seine noble Erscheinung (obwohl in Rüstung verpackt) unterstreicht die Vornehmheit, aber auch die unterdrückte Leidenschaft dieses Mannes.
Kurt Rydl hat seinen Zenit als verdienter Bass schon überschritten, sein Landgraf neigt leider zum Bellen. Sehr gut Clemens Bieber als Walther von der Vogelweide. Insgesamt ein spannender Abend auf hohem musikalischen Niveau. Phänomenal ist einmal mehr der Chor der Deutschen Oper Berlin!

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