Die beiden Vorstellungen besuchte ich mit Opernfreund, seinen Eindrücken kann ich mich voll und ganz anschliessen:
http://www.opern-freund.de
Tag der Aufführung
Kaiser: John Horton Murray
Kaiserin: Ewa Czermak
Amme: Elzbieta Kaczmarzyk-Janczak
Barak: Wolfgang Brendel
Färberin: Evgeniya Kuznetsova
Geisterbote: Jacek Jaskula
Jüngling: Ivan Kit
Hüter der Schwelle: Aleksandra Szafir
Falke: Joanna Moskowicz
Stimme von oben: Iryna Zhytynska
Einäugiger: Lukasz Rosiak
Einarmiger: Damian Konieczek
Buckliger: Rafal Majzner
Wächter der Stadt: Damian Konieczek, Zbigniew Kryczka, Tomasz Rudnicki
KOBIETA BEZ CIENIA - Polnische Erstaufführung
Geschlossene Vorstellung für Ehrengäste des Deutschen Konsulats in Breslau zum 60. Geburtstag der Bundesrepublik Deutschland.
Der Strauss'sche Orchesterapparat mußte zum Teil in die Proszeniumslogen links und rechts des Grabens ausgelagert werden. Umso bewundernswerter das Dirigat von Intendantin und GMD Ewa Michnik, die ihr Orchester voll im Griff hatte und eine spannungsgeladene, nie langweilige oder nur oberflächliche Musik präsentierte und mit ihren Musikern auch die geheimnisvollen Zwischentöne fantastisch herausgearbeitet hat. Die Kesselpauken und das Schlagzeug in den Logen hatte genau den richtigen Bogen raus, um nicht penetrant zu klingen. Sie brachten sich wunderbar und klangharmonisch in das restliche Orchester ein. John Horton Murrays Kaiser habe ich aus Mannheim in besserer Erinnerung. Trotz klangschöner, sauberer Stimme schmiß er leider die extrem hohen Töne am Ende seiner Szene "Falke du wiedergefundender". Frau Czermak hat ihre Stimme sehr gut geführt, die Koloraturen perlten, sie sang kräftig, dennoch geschmeidig und jugendlich und berührte mit mühelosen Höhen. Einer ihrer großen und berührendsten Momente des Abends: "Vater bist du's?". Frau Kaczmarzyk-Janczak bestach mit voller und bedrohlich dunkler Stimme in der Partie der Amme, die auch mühelose Höhen bewerkstelligen kann. Den Hüter kann man sich kaum schöner wünschen als von Frau Szafir gesungen und Frau Zhytynska als Stimme von oben hatte eben diese mit einer vollen, dunklen und wunderbaren Altstimme, die mal nicht an einen Mezzo erinnert. Wolfgang Brendels Barak mit gewohnt warm strömender und ausdrucksstarker Baritonstimme. Große Hochachtung und Bewunderung gilt der jungen Evgeniya Kuznetsova, welche gerade von der Gesangsschule kam. Mit der Färberin stellte sie ihre Gesangskunst und ihre kraftvolle Stimme in ihrer ersten Bühnenpartie vor. Sie bewältigte diese Riesenpartie ohne Ermüdungserscheinungen oder nachlassenden schauspielerischen Elan. Ein wahrer Glücksfall für das Opernhaus Wroclaw. Herr Jaskula hatte für den Geisterboten eine zu enge Stimme. Sowohl Baraks Brüder als auch die Wächter der Stadt waren stimmlich präsent. Die Textverständlichkeit aller SängerInnen war erstaunlich gut. Die polnische Übersetzung (Übertitel) des in deutsch gesungen Librettos übernahm Anna Leniart.
Inszenierung:
Wenngleich die Bühne in schönen Farben und einfallsreichem Bühnenbild und Kostümen (Olaf Zombeck) erscheint - Kaiserreich mit stählernen Säulen und großer Glastreppe, Färberhaus in ärmlichen Verhältnissen und Kostümen, welche an Kartoffelsäcke erinnern – bleibt den Akteuren auf der Bühne wenig Raum für wirkliches Zusammenspiel. Beinahe jeder Darsteller bewegt sich und singt Richtung Zuschauersaal.
Stilistische Anmerkung zur Breslau-Aufführung:
Leider wurde die Aufführung in Anlehnung und mit Karajans (für meine Begriffe unsinnigen) Strichen auf die Bühne gebracht. Hierbei fehlen die wunderbaren Passagen der Amme im 1. Akt "Abzutun Mutterschaft auf ewige Zeiten", Passagen der Färberin im 2. Akt "Um Nahrung für mich gräme Dich nicht" und "Es gibt derer, die bleiben immer gelassen". Von beidem ist nur etwas da: Nach "... um wenig Münze gekauft auf dem Markt ..." geht es nahtlos über zu "... Aber es ist mir zugekommen, wie ich dir entgehe ...". Die Erwachenszene der Kaiserin wird umgestellt und in der Färberinszene "Barak, ich hab es nicht getan" fehlen zwei Sätze.
FroSch mit Strichen ... schade, aber ok, wenn es unbedingt sein muß. Aber warum mit denen von Karajan? Somit wird dem Werk eine geballte Ladung an Verständnis und musikalischer Spannung genommen. Böhms Striche würden wirklich weit weniger wehtun.
Die Aufführung in Wroclaw ist dennoch sehr zu empfehlen und sehens- und hörenswert.
Regisseur
Lehmann Hans-Peter
Kaiser: Joo Lee
Kaiserin: Anna Lichorowicz
Amme: Aleksandra Lemiszka
Barak: Boguslaw Szynalski
Färberin: Magdalena Barylak
Geisterbote: Jaroslaw Bodakowski
Jüngling: Andrzej Kalinin
Hüter der Schwelle: Aleksandra Kubas
Falke: Ewa Jaskula
Stimme von oben: Anna Bernacka
Einäugiger: Lukasz Rosiak
Einarmiger: Damian Konieczek
Buckliger: Edward Kulczyk
Wächter der Stadt: Damian Konieczek, Zbigniew Kryczka, Tomasz Rudnicki
KOBIETA BEZ CIENIA - Polnische Erstaufführung
Wiederum großes Lob an Ewa Michnik und ihr Orchester. Taff dirigiert und wunderbar gespielt. Und wie einen Tag zuvor dominierten nicht Kesselpauke und Schlagzeug, wenngleich abermals in den Logen platziert.
Und dennoch: Es war wohl die lauteste FroSch, die ich je hörte. Oder war es die FroSch, die brüllte?
Sämtliche SängerInnen schienen gemeint zu haben, mit der Besetzung des Vorabends mithalten zu müssen. Völlig unnötiger Gedanke, denn bis auf Ausnahmen waren wieder fast alle Stimmen fantastisch. In dieser Aufführung erlebte ich meine erste Sopran-Amme. Ungewöhnlich fürs Ohr aber nicht schlecht. Wenn denn doch auch die tieferen Lagen voll und kräftig gewesen wären. Darstellerisch und mimisch hat mir Frau Lemiszka dafür ausgezeichnet gefallen. Die Kaiserin wurde dieses Mal mit einem typisch slawischen Sopran besetzt. Guttural, voll und ein angenehmes Vibrato. Frau Lichorowicz führte ihre Stimme lupenrein, leicht und mit glanzvollen Spitzentönen. Frau Barylak sang die Färberin mit großer, kräftiger Stimme. Der Geisterbote von Herrn Bodakowski war stimmlich offener und besser. Joo Lee fiel trotz heller und kraftvoller Stimme im ersten Akt mit Unsauberheiten und fehlender Höhe auf. Leider wurde er erst vor dem zweiten Akt als indisponiert angekündigt. Eine Zumutung in erster Linie für den Sänger, daß man ihn diese schwierige Partie zuende singen ließ. Ähnlich gewöhnungsbedürftig war Herr Szynalski, der sich eher unbeholfen auf der Bühne bewegte aber sicher mal eine wirklich tolle Stimme hatte. Einige Töne im oberen Bereich lassen darauf schließen.
Wiederum fiel die relativ gute Textverständlichkeit auf.
Im Finale versuchten die SängerInnen, das Orchester zu übertönten, was in dieser Oper doch eher ungewöhnlich und schwierig ist. Aber fast hätten sie es geschafft ...
Lehmann Hans-Peter
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