Freitag, 17. April 2009

Berlin, 16.4.09: MARIE VICTOIRE





Die lange Zeit in den Archiven schlummernde Oper von Ottorino Respighi ist nun an der Deutschen Oper Berlin in deutscher Erstaufführung zu erleben, beinahe hundert Jahre nach der Entstehung. Die Uraufführung fand erst 2004 in Rom statt. Das Werk, dem Verismo zuzuordnen, mit deutlicher Verwandtschaft zu Giordanos Andrea Chénier und Madame Sans Gene, Anklängen an Debussy und Richard Strauss, sehr tonal gehalten, besticht durch Respighis gekonnte Orchestrierungskunst. Der sinfonische Teppich, den er ausbreitet, ist weit überzeugender als die Behandlung der Gesangsstimmen, die Vokallinien wirken eher spröde, ein echter Ohrwurm fehlt, wie ihn Respighis Zeitgenossen immer wieder verstanden haben, in ihre Werke einzuflechten. Hinzu kommt dass die DOB nicht gerade die erste Garde von Sängerinnen und Sängern aufbieten konnte oder wollte. So kämpfen die Sänger doch mit dem üppigen Orchesterklang und können sich nicht angemessen entfalten. Dadurch bleiben die Figuren leider eher blass, was durch die brave Personenführung (Inszenierung Johannes Schaaf) noch unterstützt wird. Das Drama findet nur im Orchestergraben statt, da aber umso intensiver. (Dirigent: Michail Jurowski). Das Inszenierungsteam findet zwar zu stimmigen, schönen Bildern auf und mit der auf der Drehbühne aufgebauten Ruine, doch bewegt verlässt man die vierstündige Aufführung nicht. Markus Brück gibt einen stimmlich überzeugenden Maurice, bleibt der Rolle aber darstellerisch einiges schuldig. Takesha Meshé Kizart singt mit angenehm timbrierter Stimme die Marie, sie vermag als einzige wirklich zu berühren, der junge Tenor Germán Villar gerät mit schönem Material doch auch an dynamische Grenzen. Stark besetzt ist der Cloteau mit Stephen Bronk.
Das Libretto (Guiraud hat sein eigenes Schauspiel zum Opernlibretto umgeformt) weist einige dramaturgische Schwächen, gar Peinlichkeiten auf. Wenn Respighi ein starker Autor zur Seite gestanden wäre, dann hätte die Oper bestimmt die Voraussetzungen zu einem Renner gehabt. So wird es bei einem lohnenswerten, aber nicht nachhaltigen Wiederbelebungsversuch bleiben.

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