Sonntag, 4. Mai 2008

Die Frau ohne Schatten in Karlsruhe


Ekstatische Musik in starken Bildern!

Premiere: 27. Oktober 2007

Oper in drei Akten
Musik: Richard Strauss
Text: Hugo von Hofmannsthal
Uraufführung: 10. Oktober 1919 in Wien
Aufführungen in Karlsruhe: Donnerstag, 01.11, 18:00 Uhr | Sonntag, 11.11, 15:00 Uhr| Samstag, 22.12, 18:00 Uhr| Operngala: Samstag, 28.06, 19:00 Uhr

Kritik: (SK) Für eine kleinere oder mittlere Bühne stellt eine Aufführung der FRAU OHNE SCHATTEN immer eine grosse Herausforderung dar. Einerseits erfordert die Oper einen riesigen Orchesterapparat, drei- bis vierfach besetzte Bläser, je 16 erste und zweite Violinen, Celesta, Glasharfe, chinesische Gongs etc., nebst einer Bühnenmusik. Andererseits benötigt man fünf erstklassige Sängerinnen und Sänger für die enorm schwierigen Hauptpartien. Dass sich immer wieder kleinere Bühnen dieser Herausforderung stellen, ist höchst erfreulich. Es sei nur an die legendäre Aufführung 1986 in Bielefeld erinnert (John Dew), an Basel 1995 (Hans-Peter Lehmann) oder an Mannheim 2007 (Gregor Horres). Am Samstag war nun also Karlsruhe an der Reihe. Der begeisterte Schlussapplaus des Premierenpublikums sagt eigentlich schon fast alles: Ein beeindruckender Abend. An erster Stelle darf man den GMD Anthony Bramall nennen, der die Badische Staatskapelle sicher und konzentriert führte. Er war stets um einen transparenten, luziden Klang bemüht, liess die kammermusikalischen Passagen wunderbar intensiv ausspielen und deckte die Sängerinnen und Sänger nie mit breiigen Orchesterfluten zu. So blieben diese immer textverständlich, was sehr wichtig war, da der Regisseur Robert Tannenbaum nicht auf Action setzte, sondern in ruhigen, ganz intensiv ausgeleuchteten Bildern dieses Kunstmärchen geradlinig erzählte. Man darf dem Regisseur dankbar sein, dass er auf aufgesetzte Mätzchen und einen pseudo-intellektuellen Überbau verzichtete. Die phantasievollen Kostüme (nur das erste der Kaiserin war etwas gar verspielt) von Ute Frühling trugen viel dazu bei, die orientalischen Wurzeln der Geschichte aufzudecken. Der weit gehende Verzicht auf Requisiten (nur die grandiose Idee mit den beiden Stühlen!) hätte vielleicht eine noch etwas spannendere Personenführung erfordert. Doch entschädigten der kluge Einsatz von Schattenspielen und das farbige Licht für fehlende Interaktionen zwischen den Protagonisten.
Von diesen erhielt Marcus Jupither als Barak zu Recht am meisten Applaus. Sein warm und sicher strömender Bariton – mit dem Volumen eines Basses – begeisterte. Seine Frau war, wie schon in Mannheim, Caroline Whisnant. Mit intensivem Spiel und voller, wo nötig auch keifender Sopranstimme, stattete sie die Partie der Färberin aus. Ihr lang gehaltener Spitzenton bei “Oh Welt in der Welt…” hätte Szenenapplaus verdient, wenn das denn bei einer durchkomponierten Oper erlaubt wäre…
Das hohe Paar, Kaiser und Kaiserin, wurde von Lance Ryan und Kirsten Blanck souverän gesungen. Kirsten Blanck steigerte sich in ihrer grossen Szene im 3. Akt zu ergreifendem Gesang. Lance Ryan war ein höhensicherer Kaiser.
Bleibt noch die am schwierigsten zu singende und zu besetzende Gewaltspartie der Amme. Wilja Ernst-Mosuraitis verfügt über die notwendige Höhe UND die Tiefe für diese dämonische Rolle. Sie konnte immer voll auf der Gesangslinie bleiben und musste sich nie in Sprechgesang retten, wie viele ihrer prominenteren Kolleginnen. Zudem vefügte sie über eine perfekte Diktion. Eine phänomenale Leistung!
Dem gesamten Team des Badischen Staatstheaters ein grosses Kompliment zu dieser begeisternden Aufführung!

Fazit: Für viele Opernfreunde ist dies die stärkste und intensivste Strauss/Hofmannsthal Oper. Die Aufführung in Karlsruhe vermag zu begeistern!

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